“CQ – Ich rufe!”

Hobby ohne Grenzen: Der Amateurfunk fasziniert seine Fans nicht nur am heutigen Weltamateurfunktag wie wohl nur wenige andere Freizeitbeschäftigungen. In Bad Honnef hat er eine besondere Beziehung zum THW.
Ein Mann mit Kopfhörern sitzt vor verschiedenen Geräten, die auf einem Schreibtisch stehen.

Mehr als 120 Länder können die Amateurfunkerinnen und -funker von Bad Honnef aus über nur einen Satelliten erreichen.

Rauschen, Knacken, zwischendurch Gesprächsfetzen: Laien fällt es mitunter schwer, Funkgespräche zu verstehen. Und vor allem, was daran so besonders ist. Schließlich sind viele von uns es gewohnt, im Zweifelsfall das Telefon in die Hand zu nehmen und den Menschen anzurufen, mit dem wir sprechen wollen. Wozu also Funk?

„Aber das ist ja genau der Punkt!“ sagt Dietmar Worgull. „Du nimmst doch nicht das Telefon und gibst wahllos irgendwelche Nummern ein, um zu sehen, ob du unter einer der zufällig gewählten Nummern jemanden erreichst.“ Nach kurzer Pause ergänzt er: „Und selbst wenn, dann ist dein Gegenüber wahrscheinlich nicht so erfreut und hat keine Lust, mit dir zu reden.“ 

Ganz anders bei den Amateurfunkern: Wer funken will, startet seine Anlage und sendet einen Ruf aus, das sogenannte CQ. Die Abkürzung steht für das englische “seek you”, also in etwa: Ich suche dich. Dem folgt der eigene Funkrufname, der sich aus Buchstaben und Zahlen zusammensetzt. Wer den Funkspruch hört, kann antworten – und tut das in der Regel auch. Manchmal gibt es nur einen kurzen Austausch über die wichtigsten Fakten wie die Qualität der Verbindung. In anderen Fällen entwickeln sich daraus lange Gespräche, die durchaus zu Freundschaften führen können – und das länder- und nationalitätenübergreifend. „So wie bei meinem Freund Pepe“, erzählt Dietmar. Der Spanier gehört zu den Menschen, die vor Jahren einen der Funkrufe von Dietmar beantwortet haben. Inzwischen tauschen die zwei sich nicht nur regelmäßig über Funk aus, sondern treffen sich auch vor Ort im spanischen Tavernes de la Valldigna. 

Von solchen und ähnlichen Begebenheiten kann Dietmar bei einem Gespräch am Standort des Technischen Hilfswerks in Bad Honnef stundenlang erzählen – mit leuchtenden Augen. Seit 14 Jahren funkt der ehemalige Marinesoldat bei den Amateurfunkern in Bad Honnef. Gemeinsam mit dem Vereinsvorsitzenden Stefan Scharfenstein und weiteren Mitstreitern gibt er die Leidenschaft für das Hobby gerne weiter: Sie bilden neue Amateurfunkerinnen und -funker aus und freuen sich daher über alle, die den Weg zu ihnen finden. 

Dass dieser Weg zum Technischen Hilfswerk (THW) führt, ist einem Zufall zu verdanken. Als die Funker vor mehreren Jahren eine neue Unterkunft benötigten, bot sich der THW-Ortsverband Bad Honnef gerne an – zur Freude von Stefan und den anderen rund 90 Vereinsmitgliedern. Die Unterkunft bietet genug Platz für Weiterbildungen und Schulungen, zum geselligen Beisammensein und Austausch. Aber auch darüber hinaus passen Amateurfunker und das THW gut zusammen. Fallen in einer Schadenslage die herkömmlichen Kommunikationswege aus, weil beispielsweise das Telefonnetz überlastet ist, können Amateurfunker unterstützen. Sie beraten beispielsweise, wie in solchen Fällen die Kommunikation aufrechterhalten werden kann. Und wenn die Helferinnen und Helfer des THW, die alle in ihrer Grundausbildung das Sprechfunken gelernt haben, ihre Funk-Kenntnisse auffrischen oder vertiefen wollen, ist der Weg nicht weit. Manche der THW-Einsatzkräfte sind ohnehin schon lange Mitglied bei den Funkern.

„Das Schöne ist vor allem, dass wir hier alle zusammenarbeiten, egal, von welcher Organisation“, betont Stefan. Als dem Deutschen Roten Kreuz auf dem Nachbargelände des THW keine geeignete Funkantenne zur Verfügung stand, stellten die Funker eine zur Verfügung. Auch beim Wiederaufbau eines analogen Funknetzes halfen die Funkamateure den Nachbarn. Die Feuerwehr unterstützte mit einer Drehleiter vom Hof des THW aus. Diese Art der reibungslosen Zusammenarbeit schätzt Stefan sehr - ebenso wie den freundschaftlichen Kontakt zwischen THW-Kräften und Funkamateuren.

Das Funken selbst muss hingegen nicht immer ganz so reibungslos ablaufen. An manchen Tagen ist "eben kein Funkwetter", erklärt Dietmar. Denn: Die Sonnenaktivität beeinflusst die Ausbreitung von Funkwellen. An manchen Tagen sind daher kaum Funkverbindungen möglich. Das kennt Dietmar aus eigener Erfahrung. Zwar hat er das Funken erst etwas später als manche andere für sich entdeckt, aber seither gehört er in seinem Verein zu den besonders eifrigen Funkern. Fast täglich startet er seine Anlage daheim und lauscht in die Welt hinein. Von Bad Honnef aus können die Amateurfunkerinnen und -funker alleine über 120 Länder auf der Welt über einen Satelliten erreichen. Viele davon hat Dietmar schon angefunkt, unter anderem Australien. Gemeinsam haben die Bad Honnefer Amateurfunker auch schon mit dem deutschen Astronauten Alexander Gerst auf der Internationalen Raumstation ISS gefunkt. 

Stefan hat das Funk-Fieber bereits im Jahr 1977 gepackt. Seit er Vorsitzender des Amateurfunk-Ortsverbands in Bad Honnef ist, halten ihn vor allem organisatorische Tätigkeiten rund um den Verein auf Trab. Eine davon: die jährliche Reise zu einem Leuchtturm im französischen Berck-sur-Mer, einer der Partnerstädte von Bad Honnef. Dort verbringen er und seine Mitreisenden mehrere Tage, die sie vor allem einem widmen: dem Funken. Dafür stellen sie extra mitgebrachte Antennen auf dem rund 45 Meter hohen Leuchtturm auf. Die sichern ihnen dann besonders gute Funkverbindungen.

Auch Stefan schildert begeistert Begegnungen mit Funkerinnen und Funkern in der Heimat und auf Reisen. Ein so besonderes Hobby wie das Amateurfunken schweißt zusammen. Häufig erkennen die Funkerinnen und Funker einander, wenn sie sich begegnen. Da gibt es die offensichtlichen Hinweise wie die Antenne auf dem Dach oder im Garten, aber auch die subtileren wie ein T-Shirt mit dem aufgedruckten Funkrufnamen. Wen die Begeisterung gepackt hat, den lässt sie so schnell nicht los. Aber nicht alle bringen sie so dauerhaft zum Ausdruck wie Dietmar: Er hat sich unter anderem den Leuchtturm auf den Arm tätowieren lassen, zusammen mit seinem Funkrufnamen. Der ist allerdings passend zu seiner Marine-Karriere im Flaggenalphabet gehalten. 

Aber auch, wem Tattoos mit Funk-Bezug zu weit gehen, kann sich gerne selbst ein Bild von diesem vielseitigen Hobby machen. Die Funkerinnen und Funker treffen sich immer montags ab 19.30 Uhr in Bad Honnef am Standort des Technischen Hilfswerks. 

Allen, die sich dazu entschließen, in die Welt des Amateurfunkens einzutauchen – und sich irgendwann der Prüfung stellen, die über den Erhalt der Lizenz entscheidet, schon jetzt: “55”. So wünschen sich Amateurfunkerinnen und -funker stilecht “viel Erfolg”.

Weitere Informationen zu den Bad Honnefer Amateurfunkern: 

https://www.darc.de/der-club/distrikte/g/ortsverbaende/09 


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